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Tommy Roberts jr. läuft 700 Kilometer nach Berlin
Im August beschlossen TJ und sein Dad:
Wir laufen am 19. September zu Fuß von Kempten nach Berlin - für einen Job.
Nach sechs Wochen und 700 Kilometern werden sie bei Universal Music klingeln,
um deren Unternehmensphilosophie beim Wort zu nehmen:
„Wir müssen und wollen neue Rahmenbedingungen schaffen, um uns weiterhin auf das konzentrieren zu können, worum es uns vor allem anderen geht: Musik.
Mehr als jemals zuvor setzen wir auf junge Künstler, die der Musik neue Impulse geben.
Zukunft wird gemacht. Und wir machen das jetzt.“ (Zitat Universal Music)14 Seiten: « 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 » „Ick hab noch 'nen Kofferraum für Berlin"
Di., 18. Oktober '05 - Fans und Freunde auf den Straßen von Brandenburg: Für die Collage bekommen wir keinen Schönheitspreis - aber Tausend Dank für die Fotos an Angela und Guido aus Geltow. Tag 30 - und heute machen wir Kilometer Nr. 500 - kam zu glauben! Aber es fällt mir (und auch den anderen) ziemlich schwer, morgens aufzustehen, denn draußen ist es kalt schon wie im November. Nur unsere Stimmung ist ungebrochen gut, machen Scherze und lachen, dass der Nebel keine Chance hat, die Sonne in unseren Herzen zu verdunkeln. Leute ich sag euch, jetzt geht es in den Endspurt und nichts hält uns auf. Ich freu mich schon, den Lezten im Lande Brandenburg die Hand zu schütteln - es war eine dicke Überraschung, als ich heute die Fotos von den Autos sah (und es sollen sogar noch mehr sein). Die Sonne war lange nicht zu sehen und der Himmel war wolkenverhangen, als wir uns in Richtung Zwenkau machten. Schon wieder eine Baustelle, und wir hoffen das der Umweg nicht zu lange ist. Wie schon gestern, kleine Ortschaften und dann wieder riesige Äcker und vor uns das graue Band, das uns unserem Ziel, Berlin, immer näher bringt. Dad sagte einmal zu mir, wenn die auf den Feldern Raps anbauen, aus dem man Bio-Diesel gewinnt, wird diese Region bald erblühen und vielleicht „das Kuweit des Ostens der Republik“ - wir würden den lieben Leuten hier dafür die Daumen drücken. Halloween kündigt sich überall an, und auch ich (siehe Bild) konnte nicht wiederstehen, schon mal eine kleine Kostümprobe an einem aufgehängten Kürbis vorzunehmen. So, morgen geht es nach Leipzig und nach unserem Lauf zu einem Pressetermin nach Bad Düben. Peter Hornung von den Renegades hat dort eine Überraschung für uns vorbereitet und ich bin gespannt, was uns erwartet. Macht es gut da draußen, der Countdown läuft.... Der größte Genusskiller: Zeitdruck. Lässt sich vermeiden, denn wir haben Zeit für alles was uns wichtig ist. - Susanne Rick Wie wird die Zeit nach dem langen Marsch?
Mo., 17. Oktober '05 - Es wird kalt. Und immer spannender.Will uns da jemand auf den Arm nehmen? 30 Meilen? Sind nach unserer Rechnung über 200 Kilometer. Oder hab ich in Mathe was verpasst? Jedenfalls - der erste Rauhreif auf der Wiese, Nebel und Temperaturen um die vier Grad zeigen uns, dass es Zeit wird, nach Berlin zu kommen. Eiskalter Wind wehte uns ins Gesicht, als wir auf der Straße von Gera Richtung Zeitz gingen. Auch hier am Straßenrand kaum Platz zum Laufen, wenigstens einen Acker parallel zur Straße, der aber durch seinen weichen Boden und Unebenheiten viel Kraft kostete. Die ebene Landschaft ist geprägt von riesigen Äckern, auf denen man nicht mehr sieht, was dort angebaut wurde. Hier sieht es schon arg nach Winterschlaf aus. Dads Erkältung ist immer noch nicht besser, wie auch, er hat keine Zeit sie auszukurieren, beißt sich aber durch. Die fünfte Woche ist nun schon angebrochen, und wir unterhalten uns bereits darüber, wie "die Zeit danach" aussieht – aussehen könnte. Irgendwie haben wir uns an dieses Leben schon sehr gewöhnt, egal ob auf engen Straßen oder in der weiten Natur, oder nachts zu viert plus Hund letztlich in einem einzigen Zimmer mit Rädern unten dran. Wir werden wohl eine ganze Weile zum Umgewöhnen brauchen. Während Dackel Julchen unter mir schnarcht, träume schon davon, mit meiner Band – der besten Band der Welt! – einmal auf diese Art auf Tour zu gehen, (nein Jungs, keine Angst - das Laufen lassen wir weg!), alle in einem Bus, und jeden Abend in einer anderen Stadt, Musik machen, fröhliche Menschen nach einem wunderbaren Abend nach Hause gehen sehen – und einfach nur Spaß haben. Ich liebe diesen Job als Musiker; und ich will und kann mir nicht vorstellen, jemals etwas anderes zu machen. Wenn das also kein Grund ist, 700 Kilometer zu laufen, welcher dann? Bald ist es soweit, und ich kann Euch alle, die ihr mir tagtäglich schreibt, endlich wieder in den Arm nehmen. Ihr fehlt mir!!! Reisende berichten von Fernweh, oder auch von Heimweh – aber ich bekomme wohl „Freundesweh“. Die Technik mit Funk-Laptop und Handy ist zwar sehr schön, aber ich will einfach wieder in Eure Augen sehen. Es ist wie beim Singen, ein Studio Take ist eben was anderes als ein Live Konzert. Ich freu mich schon so auf Berlin, ich kann gar nicht sagen, wie! So Freunde, Mum hat meine Lieblings-Pasta, Spaghetti a la Bolognese gekocht, dann noch schnell im Hymer unter die Dusche und ab in`s Bett. Es ist wie kurz vor Weihnachten, schnell schlafen, dann ist es bald soweit. Keinen verderben lassen, auch nicht sich selber, jeden mit Glück erfüllen, auch sich. Das ist gut. - Bertold Brecht Ein Gig und Kräfte sammeln für die 5. Woche
Fr - bis So. ., 14. - 16. Oktober '05 - Laufen, spielen, laufen...Leider hatten wir in den letzten Tagen schlechten Funkkontakt für das Lap-Top, und auch das Senden von Fotos war schlicht unmöglich. Jetzt, kurz vor Gera, wird es wieder besser und hier nun im Paket unser Wochenende: Freitag - links eine Felswand, rechts eine Leitplanke, dazwischen Wochenendverkehr und wir wie Freiwild zum Abschuss am Straßenrand. So machts wirklich keinen Spaß, aber was tut man nicht alles für seinen Musikerjob oder gar einen Plattenvertrag. Wir konnten uns weder unterhalten, noch die gigantische Oktoberkulisse, die uns wieder mal beschert wurde genießen, sehr schade. Über den Freitag gibt es also wenig interessantes zu berichten, aber ansonsten geht’s uns fast wie Walter von der Volgelweide: Woche Laufen, Wochenende spielen . Momentan sind wir vor den Toren von Gera und haben den Lauf wieder mal unterbrochen, um einen Gig zu spielen. Freunde aus Erfurt, der Country Dance Club Renegades, organisierten am Samstag eine Party, und so machten wir uns schon am Freitag abend von Weida aus auf den Weg nach Erfurt . Peter, Sigi, Daggi, Rene und der Rest der Truppe empfingen uns ganz lieb und luden uns in ein cooles Country-Restaurant zum Essen ein. Es ist schon ein tolles Gefühl, wenn man so weit weg von Zuhause so viele Freunde hat, und manchmal ist es mir fast peinlich, wie man mich und meine Familie versorgt – vielen Dank dafür, Ihr Lieben! Der Samstag begann frühmorgens 11.00 Uhr – die Nacht war wieder mal länger – mit einem ausgiebigen Frühstück bei Peter und Sigi, danach lud uns Peter in die Halle der Oldtimer Freunden Erfurt ein. Kevin und ich sind ja totale Autofreaks, früher Go-Kart Rennen in der Bayerischen Meisterschaft gefahren und haben zu Autos aus früheren Epochen ein enges Verhältnis. Wir bekamen eine tolle Führung und Geschichten zu dem einen oder anderen Gefährt und konnten uns gar nicht mehr trennen von all diesen liebevoll restaurierten Autos, aber die Zeit zur Abfahrt zu unserem Auftrittsort Alperstedt rückte näher. Gaby, Peter, Martin und Andy von unser Veranstaltungsagentur IC-Music waren aus Berlin angereist, um den Abend zu managen – es war wieder einfach spitze, wie sie alles mit einer Ruhe auf die Reihe bekamen. „Der Kuhstall“, ein vom Heimatverein Alperstedt super umgebauter ehemaliger Kuhstall der Landwirtschaftlichen Genossenschaft war unsere Location. Unsere Freunde Carsten und Michaela, sowie Thorsten von Sound & Lights, unser Sponsor für Licht und Tontechnik, hatte bereits die Anlage aufgebaut, und so hatten wir noch etwas Zeit, den perfekt umgebauten Saal zu inspizieren – Kompliment Leute, habt ihr gut hingekriegt! Etliche Clubs aus der Umgebung waren für unseren Gig angereist, und innerhalb kürzester Zeit brannte die Luft. Die Thüringer verstehen zu feiern, es war eine super Party bis in die frühen Morgenstunden. Nach dem Gig machten wir noch mit Sound & Lights ein kleines Briefing (so ne Art Manöverkritik, das macht man ,wenn man perfekt arbeiten will, sagt Dad), und Mum bescherte der ganzen Mannschaft noch Bratkartoffeln mit Speck und Spiegeleiern. Ihr könnt euch bestimmt vorstellen, wie lange das dauert, wenn Musiker am Quatschen sind, und so gingen wir wieder mal früh (...frühmorgens) ins Bett. Nach einer kurzen Nacht gings zurück nach Weida, von wo wir am Montag unsere fünfte Woche (..ich kann es gar nicht Glauben!) beginnen. Der heutige Sonntag dient rein zum Relaxen, abends ist Brotzeit und Kartenspielen angesagt (darauf können „Hard Core Allgäuer“ selten verzichten). Macht es gut Ihr da draussen, es grüsst euch aus dem „Big Family“ Luxus Container - Euer TJ Das Leben ohne Musik wäre ein Irrtum. Nietzsche |