Tommy Roberts jr. läuft 700 Kilometer nach Berlin
Im August beschlossen TJ und sein Dad: Wir laufen am 19. September zu Fuß von Kempten nach Berlin - für einen Job. Nach sechs Wochen und 700 Kilometern werden sie bei Universal Music klingeln, um deren Unternehmensphilosophie beim Wort zu nehmen: „Wir müssen und wollen neue Rahmenbedingungen schaffen, um uns weiterhin auf das konzentrieren zu können, worum es uns vor allem anderen geht: Musik. Mehr als jemals zuvor setzen wir auf junge Künstler, die der Musik neue Impulse geben. Zukunft wird gemacht. Und wir machen das jetzt.“ (Zitat Universal Music)

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Hoppla, das "Bergfest" komplett verpennt!
Do., 13. Oktober '05 - Der Christoph Columbus der deutschen Feldwege

Wie nennt sich die Halbzeit von Werdinstleistenden? Bergfest! Und das haben wir am Montag bei Kilometer 350 in Münchberg komplett verpennt. Zumal es ein doppeltes gewesen wäre: Ab dort geht's nur noch bergab - nicht mit uns, aber mit den Höhenmetern jenseits des Fichtelgebirges. Ich denke wir waren einfach zu geschafft - und andererseits noch in Gedanken bei den super Fans auf unseren Gigs am Wochenende.

Den Bericht für heute muss ich Stephan am Telefon durchgeben ("bitte lauter - schnarr... knarks... - sprechen, versteh' - rausch, knarks - Dich nicht, klingt ja wie Seniors Erkältung..."), da das Laptop überhaupt keinen Empfang vermeldet.

Jedenfalls 9:00 Uhr los, die Straße war eine Riesen Katastrophe, da die Autos haarscharf an den engen Straßen uns vorbeifuhren, fast schon lebensgefährlich). Einen alternativen Wanderweg gab's nicht, jedenfalls nicht auf unseren Karten, und als wir es das letzte Mal versucht hatten, hörte der Weg im Nichts einfach auf, es fehlt nur noch das Schild "Hier kehrte Columbus um". Wir kommen uns vor wie laufende Ruß- und Partikelfilter. Wenn wir nach dem Lauf in unsere "Santa Maria" - nee quatsch - ins Hymer steigen, denkt Mum vermutlich, wir arbeiten schwarz in einer Autowerkstatt, anstatt zu laufen.

Berlin rückt immer näher - die Spannung steigt unendlich! Auch wegen Euch allen da draußen, jeder hat irgendwie eine Überraschung für uns. Sogar Kevin tuschelt am Telefon schon rum. Die Gedanken schwirren, da kann man sich schon gar nicht mehr richtig ausruhen (Foto).

Die Planungen für die Abschlussfeier laufen bei Sound&Lights und IC-Music auf Hochtouren, beim City-Camping und Hotel in Berlin, wo sich viele Fans und Bikerclubs treffen wollen, gehen Zimmer und Plätze weg wie warme Semmeln. (Buchungen und Mitfahrgesuche bitte an die Adressen rechts unter "BERLIN BUCHEN").

Und dann noch der Hammer am Schluss: Es ist zwar noch nix fix, aber farbe8.com verhandelt gerade über ein Benefiz-Konzert (mit The Cruisers) zugunsten der Erdbebenopfer von Kashmir in der deutschen Partnerstadt von Nashville!!!! Deren Oberbürgermeister Dr. Trümper hatte mir letztes Jahr den "Newcomer des Jahres" der GAMCF bei der MDR-Gala überreicht. Sobald wir mehr wissen, erfahrt Ihr das natürlich!
Live unplugged bei Radio Euroherz
Mi., 12. Oktober '05 - "When you say nothing at all"

Unplugged live on air: Mr. Tommy Roberts jr. - stealing back country for everyone.

Die neuen Tagebucheinträge kommen umgehend, es war einfach nur ein stressiger Tag heute, Dad hätte wegen einer fetten Erkältung fast abbrechen müssen, war aber nach einer guten Nacht voller Schlaf wieder fit. Oder er ist das Laufen inzwischen einfach so gewohnt wie das Frühstück... Bis gleich!
Bei der Wiedervereinigung war ich zwei...
Mi., 12. Oktober '05 - Zu Fuß durch deutsch-deutsche Geschichte

„Es gibt nur zwei Dinge für mich: Man tut es-oder man tut es nicht und ich tue es", mit diesen Worten zog sich Dad heute früh wortlos an. Ich vermied es nachzufragen - ich kenne ihn, diskutieren ist da zwecklos.

Im Hofer Funkhaus empfing uns ein äußerst freundliches Team von Radio Euroherz/Galaxy mit erstklassigem Kaffee; wir fühlten gleich sehr wohl dort. Man bereitete ein Live-Interview mit mir vor (Dad war ja andauernd am Nießen) und wollte noch etwas ganz besonderes: Mich live und unplugged in der Sendung singen lassen! Das kribbelte schon, auch wenn ich weiß, dass meine Stimme nicht nur mit viel Konserventechnik im Tonstudio funktioniert.

Christina, Moderatorin mit einzigartiger Stimme (genau wie ihr Aussehen) ließ mich zwar fast den Text vergessen, aber ich denke, für die Zuhörer war es vielleicht besser zu verstehen, warum ich meinen Walk To Berlin mache. Nachher schauten wir noch schnell bei TV-Oberfranken vorbei (die ebenfalls im Funkhaus sitzen), um dort die DVD des Fernsehberichtes von letzter Woche abzuholen. Auch dort nur angenehme Leute und ich hoffe, das ich dort mal wieder zu Gast sein darf - vielen Dank Leute, ich werde nicht vergessen, was ihr für mich getan habt.

Nach dem Interview und dem Besuch ging’s zum nächsten Termin, Fotoshooting für die Frankenpost stand an, und Dad blickte schon ungeduldig auf die Uhr, denn wir mussten ja wieder auf die Strasse Richtung Plauen, unserem nächsten Etappenziel.

Als wir die ehemalige Grenze zur DDR überschritten, erzählte mir Dad in Kurzform die Geschichte der geteilten Nation, soweit er diese aus den Medien und dem Geschichtsunterricht kannte. Ich war ja 1989 bei der Wiedervereinigung erst zwei Jahre alt! Klar hatten wir diese ehemalige Grenze mit dem Auto schon oft gekreuzt, aber zu Fuß durch die alten Grenzanlagen, das ist etwas anderes. Mich hat sein Vortrag (keineswegs lehrmeisterhaft) für den Rest des Tages so beschäftigt, daß ich mich näher damit befassen möchte, sobald ich wieder Zuhause bin. Die Gegend im Vogtland ist traumhaft und ihre Leute sehr freundlich und hilfsbereit - eine Gegend, wo ich jederzeit wieder gerne herkomme. Meine Erlebnisse bis jetzt lassen mich „mein“ Land mit ganz anderen Augen sehen, und da ich nun den Führerschein habe, werde ich mit Sicherheit auf meinen Touren öfter mal die Autobahn verlassen, Deutschland ist schön!
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